Nachgedacht Beten für den Frieden? - Bringt doch nichts. Oder?! Jetzt ist es schon das 4. Mal, dass wir Friedens- gebete in Gethsemane machen. Und es ist immer noch Krieg in der Ukraine! Er tobt mit unverminderter Härte und Grausamkeit! Die Welt scheint durch unser Gebet nicht friedli- cher, ruhiger, stabiler geworden. Im Gegenteil: immer neue Kriege und Krisen kommen rund um den Globus hinzu! „Das Gebet bringt doch nichts“, könnte man - traurig und enttäuscht - schlussfolgern. Ich gebe zu: Als ich mit den ersten Friedens- gebeten 2022 anfi ng, habe ich tatsächlich - vielleicht naiv - geglaubt, wir könnten den Ukrainekrieg schnell wieder „weg-beten“. Zu schrecklich und zu unfassbar war einfach, was da mitten in Europa geschah. Das konnte und durfte doch einfach nicht wahr sein! So, wie ich es mir gewünscht hätte, funktioniert(e) es nicht. Stellt sich die Frage: „Sollen wir trotzdem weiterbeten?“ Dazu einige Gedanken aus meiner Sicht, Überzeugungen, zu denen ich in diesen drei- einhalb Jahren Friedensgebeten gelangt bin: Nicht w i r verändern die Welt durch die Kraft unserer Gebete. Nicht w i r verändern Gott durch unser Flehen, dass er doch endlich eingreifen und etwas tun möge, dass er sich endlich bewe- gen lasse durch uns. Wir können Gott nicht manipulieren. Er eignet sich nicht als „Macht- mittel“ in unserer Hand zum Erreichen unserer Ziele - und seien sie auch noch so hehr und im wahrsten Sinne des Wortes not-wendend! 1. Gott selbst ist es, der sich bewegt - in diese Welt hinein, mit der Welt, auf die Welt zu. Die Bibel erzählt, etwa in der Geschichte vom brennenden Dornbusch (Ex 3), dass Gott die Not seiner Menschen sieht, sie ihm zu Herzen geht und er ein brennendes Interesse daran hat, sie zu wenden. Den gleichen Wesenszug Gottes erkennen wir in Jesus, wie er immer wieder die Not einzelner Menschen sieht, sie ihn erbarmt und er heilt, tröstet, aufrichtet, befreit. Am stärksten zuletzt darin, dass Gott in Jesus den Tod am eigenen Leib erleidet und ihn endgültig in neues Leben wandelt. Gott sieht das Elend und Leiden der Menschen und der Kreatur, er leidet mit, er will und er wird sie beenden und die Welt, die Menschen und alle Kreatur vom Leid befreien und sie heilen. Er ist Gott, der noch immer die Welt in seinen Händen hält. Er sitzt noch immer im Regiment. Er ist es, der schon in der Bewegung ist, bewegt ist von unserem Leid und die notvolle Situation verändert, diese Welt verwandelt - schon jetzt anfangend und oft noch verbor- gen, wie schon in die Erde ausgestreuter Samen und schon eingekneteter Sauerteig, zuletzt dann endgültig und „in Herrlichkeit“. 2. Im Gebet lassen wir seine Wirklichkeit, sein Dasein wahr sein, nehmen es wahr, werden uns dessen gewahr. Wir lernen und üben uns ein, sein heilsames Sein in dieser Welt, (das „Reich Gottes“), auch und gerade Herbst 2025 I Seite 9